15.000 Einwohner leben heute in Bad Arolsen und seinen Vororten. Auch wenn das Stadtbild eindeutig von der Barockzeit geprägt ist, reicht die Geschichte des Heilbades doch wesentlich weiter zurück. Im Jahr 1131 gründeten drei Nonnen hier das Augustinerinnen-Kloster Aroldessen und legten damit den Grundstein für die Entstehung der Stadt. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sie sich maßgeblich: Das Kloster wurde zum Schloss und Regierungssitz der Grafen und Fürsten zu Waldeck-Pyrmont. Mit Bau der waldeckischen Kaserne entwickelte sich Bad Arolsen 1871 zur Garnisonsstadt. Und 1970 entdeckte man bei Bohrungen im Schlosspark eine Wasserquelle, die der Stadt das Prädikat Heilbad einbrachte.
Ein perfekter Tag in Bad Arolsen ...
beginnt mit einer Führung im Residenzschloss,
dem Wahrzeichen der Stadt. Ab 1710 wurde auf dem Grundstück des ehemaligen Klosters das heutige Schloss gebaut. Vorbild: das berühmte Schloss von Versailles. Aus Geldnot zogen sich die Bauarbeiten allerdings rund 100 Jahre hin. Erst unter dem Fürsten Friedrich wurde das beachtliche Bauwerk um 1810 vollendet. Heute leben noch immer Nachfahren der Fürstenfamilie hier. Während einer Führung erhältst Du einen Einblick in einige repräsentative Räume, zum Beispiel in das barocke Treppenhaus mit beeindruckenden Stuckarbeiten, den Gartensaal und den Weißen Saal. Außerdem befinden sich im Schloss auch eine Ausstellung zur waldeckischen Militärgeschichte und das städtische Museum mit wechselnden Ausstellungen. Jedes Jahr im Sommer sind Parkanlage und Schloss zudem Schauplatz der Arolser Barock-Festspiele.
Wenn Dir nach der einstündigen Führung noch der Sinn nach Kultur und Geschichte steht, solltest Du den ehemaligen Marstall ansteuern, der direkt gegenüber vom Residenzschloss liegt und 1748 von Baumeister Franz Friedrich Rothweil erbaut wurde. Hier befindet sich das Christian Daniel Rauch-Museum. Er ist der wohl berühmteste Sohn der Stadt und einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer des Klassizismus. 1777 wurde er in Bad Arolsen geboren. Das Museum zeigt in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie Berlin bedeutende Skulpturen und Arbeiten Rauchs sowie weitere Werke, die die Entwicklung der deutschen und internationalen Skulptur im 19. Jahrhundert aufzeigen. Persönliche Gegenstände des Künstlers, Reisetagebücher, Skizzen und Originalwerkzeuge kannst Du außerdem in seinem Geburtshaus in der Rauchstraße bestaunen.
Nach so viel Kulturprogramm wird es am Mittag Zeit für einen Spaziergang im Grünen. Dafür musst Du nicht einmal die Stadt verlassen. Vom Christian Daniel Rauch-Museum aus sind es nur ein paar Schritte über die Schlossstraße bis zur Großen Allee und dem weitläufigen Baumpark. Die Große Allee durchzieht fast den gesamten Stadtkern. 880 Eichen spenden auf der 1,6 Kilometer langen Straße im Sommer wohltuenden Schatten. Sie wurde um 1670 von Fürst Georg Friedrich angelegt und verband das im Thieletal erbaute Lustschloss Charlottental – es existiert heute nicht mehr – mit dem Renaissanceschloss. Auf dem Weg in den Baumpark wird Dir ein herrschaftliches Gebäude besonders auffallen: Das Neue Schloss wurde 1763 als Witwensitz für Fürstin Christiane, die Witwe von Karl August Friedrich von Waldeck-Pyrmont, erbaut. Innen war es im Stil des Rokoko reich verziert, wurde später aber im Stil des Klassizismus umgestaltet. Ein Brand zerstörte das Innere des Schlosses 1971 leider vollständig. Der Baumpark dahinter ist für jedermann zugänglich. Hier stehen zahlreiche exotische Nadelbäume und die Trink- und Wandelhalle mit der Heilquelle „Schlossbrunnen", die Bad Arolsen die Zertifizierung als Heilbad einbrachte.
Wenn Du den Baumpark im Westen wieder verlässt und in Richtung Innenstadt spazierst, kommst Du an einer weiteren Besonderheit der Stadt vorbei: den Arolsen Archives. Nach dem 2. Weltkrieg lag Bad Arolsen in der geografischen Mitte der vier Besatzungszonen und war vom Krieg weitestgehend verschont geblieben. So entschieden die Vereinten Nationen 1946, in Bad Arolsen den Internationalen Suchdienst (ITS) einzurichten, der versuchte, die Schicksale der Vermissten, Gefangenen und Verschleppten aus der Zeit der NS-Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs aufzuklären. Bis heute gehen die Arolsen Archives dieser Aufgabe nach. Sie sind ein internationales Zentrum über die NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Sie beinhaltet Dokumente zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes und ist eine wichtige Wissensquelle, besonders auch für jüngere Generationen. Die Dauerausstellung „Ein Denkmal aus Papier“ in der Schlossstraße 10 gibt Dir Einblicke in die Arbeit der Vermisstensuche und Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen.
Flanieren und Genießen
Den einzigartigen Charme der Barockstadt erlebst Du am besten bei einem Stadtbummel am Nachmittag. In den herrschaftlichen Häusern am Rand der Schlossstraße und der Bahnhofstraße befinden sich kleine Boutiquen, in denen Du wunderbar stöbern kannst. Wenn Du eine Verschnaufpause brauchst, kannst Du Dich in eines der vielen Cafés setzen und bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen das Leben auf den Flaniermeilen der Stadt beobachten.
Bad Arolsen wurde 2018 vom Verein TransFair Deutschland e. V. als „Fairtrade-Town“ ausgezeichnet. Viele Läden und Einrichtungen hier haben sich nämlich dem fairen Handel verschrieben. So gibt es in fast allen Geschäften der Stadt und in Schulen, Vereinen und Kirchen fair gehandelte Produkte – nicht ausschließlich, aber zum Großteil.