Dem Fachwerk auf der Spur
Schon seit dem 14. Jahrhundert waren Fachwerkhäuser in Mitteleuropa weit verbreitet. Allerdings wurden viele Fachwerkhäuser wegen erhöhter Brandgefahr aus den großen Städten verdrängt. Wo Du noch heute die schönsten Exemplare Hessens entdecken kannst, verraten wir Dir mit unserer Route.
Alte Handwerkskunst
Gerade in ländlicheren Regionen begegnest Du den alten Fachwerkbauten noch heute. Darunter sind sowohl einfache Hirtenhäuschen als auch eindrucksvolle Bürger- und Herrenhäuser. Die Bauweise erkennst Du am charakteristischen Skelettbau aus senkrechten, waagrechten und schrägen Hölzern. Während die waagrechten Balken die Last auf senkrechte Bauteile übertragen, versteifen schräge Balken die Wände.
1. Stopp Nordhessen: Melsungen
Die Reise beginnt in der nordhessischen Stadt Melsungen. Besonders sehenswert sind das historische Rathaus aus dem Jahr 1562 und der Marktplatz, wo sich ein Fachwerkhaus an das nächste reiht. Die beiden ältesten Fachwerkhäuser der Stadt stammen aus den Jahren 1423 und 1426. Beim Schlendern über den Marktplatz und durch die kleinen Gässchen können Besucherinnen und Besucher zahlreiche Cafés, Restaurants und kleine Geschäfte entdecken.
Wenn Du mehr über die Stadt und die Bauweise erfahren möchtest, solltest Du Dir unbedingt eine individuelle Stadführung gönnen. Auf Wunsch kannst Du eine echte nordhessische Vesper mit Ahle-Wurscht-Korb dazubuchen. Die Ahle Wurs(ch)t ist eine luftgetrocknete oder leicht kaltgeräucherte Dauerwurst aus Schweinefleisch.
Jeden Donnerstag findet in Melsungen außerdem der Bartenwetzer Wochenmarkt statt, wo Du vor allem viele regionale Spezialitäten verkosten kannst.
Wenn Du über Nacht bleiben möchtest und echten Fachwerk-Charme erleben willst, dann bietet sich die familiengeführte Vier-Sterne-Pension Alte Scheune im Melsunger Stadtkern an.
Kontakt für die Stadtführung: tourist@melsunger-land.de, +49 5661 708200
2. Stopp Lahntal: Limburg
Weiter geht es Richtung Südwesten ins Lahntal. Bei einem Spaziergang durch die märchenhaft verwinkelten Gassen der Stadt Limburg an der Lahn kannst Du Bauten aus dem 13. Jahrhundert bewundern. Sie zählen zu den ältesten Fachwerkhäusern Deutschlands, viele werden noch heute als Wohnhäuser, für Restaurants oder als Geschäfte genutzt.
So auch das Werner-Senger-Haus, das erstmals 1274 erwähnt wurde und als das älteste noch stehende Haus in Limburg gilt. In dem geschichtsträchtigen Gebäude ist heute ein Restaurant. Bei einer Fachwerkführung durch die Altstadt erfahren Interessierte mehr über die Bauweise. Außerdem werden viele weitere Themenführungen angeboten, zum Beispiel ein Rundgang zum Thema Kirchen und Klöster oder zur Fassadengestaltung.
Als Übernachtungsstätte bietet sich Konrads Gästehaus an, eine liebevoll restaurierte Villa aus dem 19. Jahrhundert, die nur wenige Meter vom Lahnufer entfernt ist. Von hier aus erreichst Du die Altstadt und das Werner-Sengener-Haus fußläufig.
3. Stopp Taunus: Freilichtmuseum Hessenpark
Ein Stück weiter südlich, in der Nähe von Neu-Aspach, ist das Freilichtmuseum Hessenpark. Auf 65 Hektar Fläche wird das hessische Dorfleben der letzten 4 Jahrhunderte zum Leben erweckt. Neben den über 100 Fachwerkhäusern, die im Hessenpark wiedererrichtet wurden, gibt es auch zwei Windmühlen. In den Vorführungen und dem Mitmachangebot erhältst Du spannende Informationen zum hessischen Handwerk. Außerdem werden wechselnde Sonderausstellungen angeboten, zum Beispiel zur Architektur auf dem Land.
Am Marktplatz locken traditionelle Restaurants und ein Hotel im Fachwerk-Stil. Dort gibt es auch viele kleine, liebevoll eingerichtete Geschäfte, zum Beispiel einen Bürstenmacher, einen Goldschmied, einen Kräuterladen und das „Schawellsche“, wo neben Schemeln, in südhessischer Mundart Schawellsche genannt, handgefertigtes Spielzeug und Deko verkauft werden.
4. Stopp Frankfurt Rheinmain: Frankfurt
Wenn Du immer noch nicht genug von der historischen Bauweise hast, bietet sich ein Stopp in Frankfurt an. Nur etwa 8,2 Kilometer von der Hauptwache und damit vom Trubel der Innenstadt entfernt liegt das zu Frankfurt gehörende Höchst.
In der rund 7,5 Hektar großen Altstadt findest Du das größte geschlossene Fachwerk-Ensemble von Frankfurt**. Das Restaurant Alte Zollwache ist in einem Fachwerkhaus am Höchster Schlossplatz in unmittelbarer Nähe des Schlosses beheimatet. In den historischen Räumlichkeiten und dem dazugehörigen Sommergarten werden hessische Spezialitäten wie Frankfurter Grüne Soße und Handkäs' mit Musik serviert. Und wenn Du etwas mehr Zeit mitbringst, bietet sich ein Besuch im Porzellan-Museum im Kornberger Haus an.
5. Stopp Odenwald: Michelstadt
Die letzte Etappe Deiner Reise führt nach Michelstadt im Odenwald. Das Besondere an den Fachwerkhäusern dort ist, dass viele auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen sind. Die Häuser sind mit kleinen Holzschindeln verkleidet, die heute noch nach alter Tradition in der Schreinerei Pfeifer im Lindenfelser Stadtteil Winterkasten hergestellt werden. Bei einem Altstadtrundgang durch Michelstadt kannst Du einige Fachwerkhäuser mit Holzschindeln entdecken. Die Träumerei, ein Café und Hotel, ist ebenfalls mit den traditionellen Schindeln verziert.