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      Feurige Vergangenheit

      Vorhang auf für den Vulkan

      Im Herzen Hessens befindet sich das größte zusammenhängende Vulkangebiet Mitteleuropas. Das ganz große Spektakel ist - glücklicherweise - 15 Millionen Jahre her. Aber auf der Bühne des Vogelsberges ist auch heute noch jede Menge los. Sehr zur Freude von Wanderern und Radfahrern.

      Vulkanismus in Hessen

      "Wer in unsere Region kommt, betritt eine riesige Naturbühne. Die abwechslungsreiche Landschaft bietet ständig neue Kulissen. Und Schwarzstorch, Steinbruchbesitzer, Sonnenuntergang, Wanderer - alle werden Teil des Schauspiels." Wenn Susanne Jost von ihrer Heimat erzählt, spricht sie gern in solchen Bildern - und es sprudelt nur so aus ihr heraus. "Der Vogelsberg ist unglaublich kleinteilig und vielfältig. Biodiversität war hier schon ein Begriff, bevor er anderenorts 'in' wurde." Jost ist ausgebildete Geo-Naturparkführerin und zeigt Besuchern gerne, wie abwechslungsreich die Landschaft hier ist. Zu verdanken hat das die Region letztlich unzählbar vielen Vulkanausbrüchen, die rund 15 bis 18 Millionen Jahre zurückliegen. Damals hatte der Feuerspucker seinen großen Auftritt. Gewaltige Eruptionen förderten riesige Massen glühend heißes Magma zutage, die der Vogelsberger Landschaft bis heute ihr sanft gewelltes Gesicht verschaffen. Die Schichten des Vulkangesteins sind bis zu 700 Meter dick.

      Steine, die die Welt bedeuten

      Statt aus Brettern besteht der typische Untergrund des Vogelsberger Bühnenbildes entsprechend aus Vulkangestein. "Wer mit offenen Augen durch unsere Region läuft, kann genau sehen, was unter der Erde liegt", sagt Jost. "Bestimmte Pflanzen wachsen nur auf den Basaltböden, die es hier bei uns gibt. Und natürlich verraten es auch die historischen Ortskerne, denn unsere Baukultur bei Kirchen und Häusern ist vom Vulkangestein geprägt." Vor allem für Mauern, Sockel und Straßenbelag wurde der Basalt verwendet. Stumme Statisten auf der Naturbühne sind die weit verstreuten Lavaklumpen, die in Feld und Flur herumliegen.

      Manche von ihnen sind haushoch, und ihre bizarren Formen verschafften ihnen sprechende Namen, "Dicke Steine" etwa oder "Heinzemannkopf". Die häufig als Naturdenkmal ausgewiesenen Geotope sind beliebte Anlaufstellen von Wanderern und laden zur Rast ein. Was bei einem Streifzug durch den Vogelsberg noch auffällt, ist die mosaikartige Landschaft. Kleinteilige Wiesenabschnitte wechseln sich mit Streuobstwiesen oder kleinen Äckern ab, jeweils getrennt durch eine Trockenmauer. "Unsere Vorfahren haben in mühevoller Arbeit die wild durcheinanderliegenden Steine zusammengetragen und zu Lesesteinwällen aufgerichtet, um die Flächen für landwirtschaftliche Nutzung freizumachen", erklärt Jost. "Nicht nur wir Menschen profitieren heute davon, sondern auch etliche Vögel, Kleintiere und Pflanzen. Sie finden dort Schutz und Brutstätten."

      Prächtige Sicht von den Oberrängen

      Wenn man Susanne Jost nach ihrer Lieblingswanderung fragt, muss sie etwas länger überlegen. Nicht, weil ihr keine einfiele, im Gegenteil: es sind zu viele. Aber dann legt sie sich doch fest. Da sie gebürtig aus Schlitz stammt, mag sie die nicht weit entfernte BachTour Lauterbach besonders gerne. Er ist einer von zwölf zertifizierten Wanderwegen in der Region und vereint vieles, was die Botschafterin der Vulkanregion so liebt: Die Tour führt durch schattenspendende Mischwälder und über sanfte Wiesenlandschaften, immer wieder begleitet von gurgelnden Bächlein, in denen man sich die Füße kühlen kann. Und natürlich fehlt auch nicht eine Anhöhe, die Fernblicke bis in die Rhön und den Knüll ermöglicht. Überhaupt die Weitblicke: Auch die haben es Susanne Jost angetan. "Ich liebe es, auf einem Bergrücken Sonnenuntergänge zu beobachten. Ich finde dort Ruhe und Erholung", erzählt sie. Dafür gibt es im Vogelsberg viele Gelegenheiten. Als Teil des Osthessischen Berglandes verfügt die Region über unzählige Erhebungen, ein halbes Dutzend ist über 700 Meter hoch.

      Manche der Kuppen sind ehemalige Vulkanschlote, auf einigen wurden ganze Dörfer gebaut. Stornfels und Herbstein sind solche Orte, oder auch das 600 Meter hoch gelegene Ulrichstein, die höchste Stadt Hessens. Irgendwie scheint im Vogelsberg alles mit den Vulkanausbrüchen zusammenzuhängen: es gibt einen Vulkanradweg, eine Vulkantherme, eine Buslinie namens Vulkanexpress und natürlich ein Vulkan-Museum, das Vulkaneum. Man könnte also sagen, dass die Bühne des Vogelsberges viele Millionen Jahre alt ist. Aber das Stück, das auf ihr gespielt wird, erfindet sich ständig neu und für jeden Besucher anders.

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