Wandern auf dem Habichtswaldsteig
Das wunderbare Schauspiel der Natur und beeindruckende Weiten - wenn man Claudia Thöne fragt, ist es genau das, was den Habichtswaldsteig ausmacht.
Die 85km lange Strecke ist einer der längsten Premiumwanderwege Nordhessens und als Verantwortliche für diesen Wanderweg innerhalb des Naturparks Habichtswald kennt Claudia Thöne ihn ganz genau. In der Fachwerkstadt Zierenberg am Fuße des Dörnbergs beginnt die Tour „Auf den Schwingen des Habichts“. Vom Marktplatz aus ist es ein entspannter Fußmarsch durch die bezaubernde und gut erhaltene Altstadt in die Natur. Doch schon bald offenbart sich die Bedeutung des Wortes Steig im Namen des Wanderweges: es geht stramm bergauf. „An einigen Stellen bietet der Habichtswaldsteig Herausforderungen für geübte Wanderer oder die, die es werden wollen“, beschreibt Claudia Thöne die Anforderungen. Der Schreckenberg mit seinem Aussichtsturm belohnt die Anstrengung mit der ersten spektakulären Aussicht zu den urigen Basaltspitzen, die aus dem Wald hervorragen.
Wandern durch die erwachende Natur
Auf einer der größten Wacholderheiden Europas am Fuße des Dörnbergs erwachen im Frühjahr Windröschen, Orchideen und Primeln. „Das Grün ist zu jeder Jahreszeit anders“, weiß die Habichtswaldsteig-Beauftragte. „Buchen, Eichen und Ahorne färben den Wald unterschiedlich und dazu erblühen nacheinander die Hecken. Es zieht einen immer weiter, weil man hinter jeder Ecke etwas Neues entdecken kann“, schwärmt sie. Wer möchte, genießt das pure Landschaftserlebnis, das dieser Wanderweg bietet. Zwischendrin liegen immer wieder zauberhafte Fachwerkörtchen wie Naumburg oder Waldeck und urige Ruinen wie die Weidelsburg. „Auf diesem Aussichtsturm fühlt man sich wirklich wie der Habicht, der über die Landschaft gleitet“, findet Claudia Thöne. Den scheuen Raubvogel auf einer Etappe zu erspähen, ist der Wunsch vieler Wanderer. „Ich hatte erst kürzlich das Glück ihn zu sehen, in der Nähe von Naumburg“, freut sich die Habichtswald-Fachfrau. Der schlaue Vogel hat ein großes Revier und ist berühmt für seine Überraschungsangriffe. Wer aufmerksam ist kann ihn auf seinen Erkundungsflügen zwischen den Bäumen entdecken.
Weltkulturerbe und Rastplätze zum Träumen
Schon von weitem grüßt der Herkules die Wanderer. Das Wahrzeichen Kassels und Tor zum größten europäischen Bergpark ist ein magischer Anziehungspunkt und belohnt mit einer grandiosen Aussicht über die Kaskaden des UNESCO-Welterbes. Als größte Stadt Nordhessens hat Kassel nicht nur urbanen Flair, sondern steckt auch voller kultureller Schätze.
Inspiriert von der GrimmWelt, die das faszinierende Leben, Schaffen und Wirken der Brüder Grimm erlebbar macht, laden dann auf dem weiteren Weg entlang des Habichtswaldsteiges ebenso märchenhafte Rastplätze zum Entspannen und Ausruhen ein. „Wir wollten die Märchen-Tradition auf dem Weg mitaufnehmen und haben so Rastplätze unterwegs gestaltet, die zum Träumen einladen und die Sinne ansprechen“, erklärt Claudia Thöne. Hier kann man sich auf dem Thron mit Blick über die Ländereien ganz wie ein Prinz fühlen oder auf der Himmelschaukel über die Landschaft schweben.
Märchenhafte Verpflegung unterwegs
Wandern an der frischen Luft macht bekanntermaßen hungrig. Wer weder umständlich seine Rationen mitnehmen oder gar mit knurrendem Magen den Habichtswaldsteig beschreiten möchte, für den ist die Märchen-Schlemmer-Kiste genau das Richtige. Ausgedacht hat sich diese besondere Art Picknick Lukas Frankfurth, Chef des Parkhotels Emstaler Höhe, das in direkter Näher zum Habichtswaldsteig liegt. „Durch unser eigens entwickeltes Verfahren bleiben unsere frisch für Sie zubereiteten Speisen zwei Stunden lang warm. Wir liefern Ihre bestellte Kiste, versehen mit einem Zahlenschloss zur Sicherheit vor fremdem Zugriff, an einen abgestimmten Wanderrastplatz und holen diese auch wieder ab“, erklärt der Gastronom.
Seine Idee der Schatztruhe für hungrige Wanderer ist mittlerweile preisgekrönt: mit dem Hessischen Tourismuspreis und dem der GrimmHeimat NordHessen. Die Namen der Menüs mit regionalen Spezialitäten enthalten Anklänge an die Grimmschen Märchen. Das „Tapfere Schneiderlein“ Gulasch vom Habichtswaldschwein an Kartoffelstampf zum Beispiel oder der „Aschenputtel“ Linsen-Gemüseeintopf mit Kasseler. Regionale Köstlichkeiten liebevoll zubereitet als Stärkung für die nächste Wanderetappe auf dem Habichtswaldsteig.
Touren für alle Ansprüche
Die letzte Etappe ins Waldecker Land zum Edersee ist für Claudia Thöne Entschleunigung pur. Durch ruhige Wälder und über landwirtschaftliche Höhen führt der Weg hin zu den steilen Hängen des Urwaldsteiges im Naturpark Kellerwald Edersee bis zur Sperrmauer. Eine anspruchsvolle Route für geübte Wanderer. Wer es etwas gemütlicher angehen lassen möchte, dem empfiehlt die Expertin eine der kürzeren der insgesamt 8 Extratouren. „Um den Berg der Fee“ mit seinen 10 Kilometern oder „Im Tal der zwei Burgen“ mit 15 Kilometern eignen sich auch als Tages- oder Halbtagestouren. „Wenn man möchte, kann man zum Beispiel auch die Tour ‚In geheimnisvoller Bergwelt‘ halbieren, dann ist es nicht ganz so lang“, so Thöne. Und einen Extra-Tipp hat sie auch noch für einen kleinen Ausflug: das klammartige Firnsbachtal mit seinen Stegen am Bachlauf und den außergewöhnlichen Basaltsäulen. Ein wildromantischer Abschnitt des Habichtswaldsteigs mit abenteuerlichem Naturerlebnis.