Wenn auf dem Biolandhof Rönshausen aus Ziegenmilch Käse wird
Samstagmorgen 10 Uhr: Acht interessierte Käse-Liebhaber sind in den kleinen Ort Rönshausen gekommen, um mehr über die Herstellung von Ziegenkäse zu erfahren.
Aber nicht nur das: sie werden auch selbst Hand anlegen, so dass nach vier Stunden jeder seinen eigenen kleinen Käse mit nach Hause nehmen kann. Zunächst einmal empfängt Landwirt Helmut Schönberger die Gruppe im Hof. Seit über dreißig Jahren gehört seine Hofgemeinschaft zum Bioland-Verband. Der Landwirt, Diplompädagoge und Lehrer ist ein Bio-Pionier in Hessen. „Unser Anspruch ist es bis heute, qualitativ hochwertige Lebensmittel herzustellen und die Natur hier im schönen Fuldatal im Gleichgewicht zu halten,“ erklärt der 70-Jährige. Rönshausen gehört zum osthessischen Eichenzell, knapp 20 Minuten von Fulda entfernt, mitten im Biosphärenreservat Rhön. Bevor es mit der Schau-Käserei losgeht, stellt er noch seine Lieblingsmitarbeiterin vor: Liene Leibold weist die Teilnehmer in die Kunst des Käsemachens ein. Die gelernte Landwirtin wollte eigentlich nie in der Landwirtschaft arbeiten. Doch als Helmut sie beim Joggen anspricht, ob sie sich die Arbeit hier vorstellen könnte, sagt sie zu und hat es bislang nicht bereut.
Von der Milch zum Bruch
Im Schulungsraum mit der kleinen Schaukäserei riecht es angenehm würzig nach Heu. „Früher war hier der Stall“, erklärt Helmut Schönberger. Bei einem Brand vor zwei Jahren hätte er fast den gesamten denkmalgeschützten Hof aus dem 17. Jahrhundert verloren. Doch dank großer, regionaler Unterstützung konnte er den Dreiseithof in seinem alten Erscheinungsbild wiederaufbauen. „Jetzt müssen wir aber mit der Arbeit anfangen“, mahnt Liene. Die dreifache Mutter ist gut organisiert und hat die Zeit gut im Blick. Die acht Teilnehmer sind eine bunte Mischung, aus unterschiedlichsten Regionen in Hessen angereist, von Bad Hersfeld bis Heppenheim. Viele interessiert der Aspekt der Nachhaltigkeit bei der Herstellung von Lebensmitteln, aber natürlich vor allem eins: Wie wird hier Käse gemacht?
Unter Lienes Anleitung versetzen sie die frische, nicht pasteurisierte Milch mit Lab. Dieses Gemisch aus Enzymen sorgt dafür, dass die Milch eindickt. Jeder Teilnehmer bekommt sein eigenes Schüsselchen mit Milch und schon nach kurzer Zeit dürfen die Käse-Schüler noch mal ran. Mit einem Schneebesen wird der angehende Käse „geschnitten“ so dass die Molke austreten kann. Die so entstehenden großen und kleinen Krümel nennt man Bruch.
Gar nicht „zickig“
Etwa eine Stunde haben die Teilnehmer jetzt Zeit, den Hof zu erkunden. Die Besucher lernen den Weg der Ziegen vom Melkstand zur Weide kennen und erfahren dabei, worauf es ankommt, wenn man richtig gute Ziegenmilch bekommen will. Die saftigen Weiden zwischen den beiden Mühlgräben vor dem wunderschönen Rhönpanorama sprechen für sich. Und die Ziegen sieht man schon von Weitem: In der Sonne leuchtet das Fell der weißen deutschen Edelziegen und die Tiere begrüßen ihren Besuch fröhlich meckernd.
16 Ziegen hat Helmut zurzeit zum Melken. Seine Damen scharwenzeln fröhlich um ihn und die Gruppe herum, inklusive Kopfschubbern. Man merkt dem Biolandwirt die Begeisterung für seine Tiere an, die ihn einmal sogar um den Schlaf gebracht haben: „Durch ein Feuerwerk im Ort aufgeschreckt, sind die alle ausgebüchst.“ Mitten in der Nacht holt Helmut Schönberger seine Tiere aus dem Nachbarort ab: ,Na Mädels, kommt mit‘, hab ich dann gesagt und bin nachts mit meinen weißen Ziegen nach Hause gelaufen.“ Nachdem die Gruppe noch bei den süßen Lämmern vorbeischauen durfte, wird es Zeit, sich wieder um den Käse zu kümmern. Liene kommt ihren „Käse-Schäfchen“ schon entgegen.
Alles Käse!
In der Schaukäserei im ehemaligen Stall erwartet die Gäste jetzt erst einmal eine köstliche Stärkung. Ziegenkäse aus eigener Produktion, liebevoll mit frischen Kräutern und essbaren Blumen angerichtet. Käse natur, mit Paprika-Knoblauch und mit Bockshornklee liegt in kleinen Portionen auf selbstgebackenem Brot. „Das Brot backt mein Mann,“ erklärt Liene nicht ohne Stolz. Außerdem dürfen die Seminarteilnehmer noch einen Frischkäse probieren, der aus der abfallenden Molke hergestellt wird. Dieser Ricotta ist leicht krümelig und schmeckt herrlich frisch. „Es ist so schade, die viele Molke einfach wegzuschütten, deshalb machen wir daraus manchmal Ricotta. Aber die Herstellung ist sehr aufwendig.“
Der Käse-Bruch, den die Teilnehmer hergestellt haben, wird jetzt in kleine Förmchen gefüllt und leicht gesalzen. Für die Kurse hat Liene hübsche Herz-Formen zum Befüllen, die Ziegenkäsetaler, die Helmut für die hiesige Gastronomie herstellt, sind klassisch rund. Das Grillrestaurant Kneshecke im benachbarten Dipperz bekommt heute eine Lieferung für seinen Vorspeisenteller „Rhöner Tapas“. Und auch im Regionalladen Wasserkuppe, dem „Schaufenster zur Rhön“ gibt es den Käse vom Biolandhof Rönshausen zu kaufen. Einmal noch wird der Seminar-Käse gewendet und gewürzt und ist dann fertig zum Mitnehmen. Ein herziger Lohn für ein kleines bisschen Arbeit, viel Fachwissen und unterhaltsame vier Stunden, die wie im Flug vergehen.
Kontakt
Biolandhof Rönshausen
Schulbauernhof e.V.
Rohingstraße 22 - 24
36124 Eichenzell
Tel: 06659 3287