Beim Waldbaden im Taunus die Heilkräfte der Natur erleben
"Man muss bewusst atmen und streckenweise schweigen," das ist die einfache Formel von Wolfgang Baumann. Sobald der Naturparkführer mit seiner Gruppe den Wald betritt, ist er in seinem Element.
Wie man eine Verbindung herstellt, zwischen Mensch und Baum, das gilt es bei seiner Führung zu erleben. Begeistert spricht Baumann vom speziellen Energiefeld des Taunus, der Kraft, die in den Körper strömt und sich verstärkt, wenn man einatmet. Waldbaden heißt es auch. Was als Wellness-Trend aus Fernost hierherfand, gründet auf altem Wissen um die Heilkräfte der Natur: „Der Wald ist meine Kraftquelle und Medizin, das möchte ich weitergeben,“ so Baumann. Den Alltag vergessen, Stress abbauen, die Natur mit allen Sinnen erleben, die Gesundheit fördern. Dort, am Taunus-Informationszentrum, wo Baumann seine Führung startet, ist der ideale Ausgangspunkt. Der traditionelle Start- und Treffpunkt für Touren in diese schöne Gegend in Oberursel liegt fast schon mitten in der Natur.
Das schönste Mittelgebirge der Welt
Wolfgang Baumann ist sichtlich stolz auf „seinen Taunus“. Gerne versorgt der 71-Jährige seine Besuchergruppe mit Informationen rund um das schönste Mittelgebirge der Welt. Das hat schon Alexander von Humboldt so gesehen und darin sind sich Naturforscher und Naturparkführer einig. Anders als beim Wandern ist es hier ein achtsames Schlendern durch den Wald. Nebenbei erfährt der Waldbadende, dass sekundäre Pflanzenstoffe und ätherische Öle das Immunsystem stärken. Und dass sich die Rotbuche kühler anfühlt als die Eiche. Denn das Umarmen der Bäume gehört für Wolfgang Baumann einfach dazu. Den Wald mit allen Sinnen erfahren, nennt er es. „Dann spürt man wieder, dass wir ein Teil der Natur sind, kein Fremdkörper. Und wir werden belohnt mit Eindrücken, die wir vorher nicht hatten,“ beschreibt er seinen Zugang zum Erlebnis „Wald“. So werden in zwei bis drei Stunden alle Sinne geschärft, der Alltag vergessen und neue Kraft geschöpft.
Aus Fernost nach Hessen
Vor allem in Japan gehört Waldbaden „Shinrin Yoku“ bereits zur Gesundheitsvorsorge. Der Aufenthalt im Wald kann durch seine ätherischen Botenstoffe das Immunsystem stärken, heißt es. Fühlen und Entspannen stehen im Vordergrund, Atemübungen sollen dabei helfen. Waldbaden als Wellness-Trend hat auch schon andere hessische Destinationen erobert: Spessart, Vogelsberg und Rhön zum Beispiel laden ebenfalls mit geschulter Begleitung zum ganzheitlichen Entspannen im Wald ein. Der Taunus wartet noch mit einer Besonderheit auf: Von Frankfurt aus betrachtet ist es kaum zu glauben, dass eine derart ursprüngliche Region so nah ist. Vom Naturpark aus ist es ebenso schwer vorstellbar, dass er direkt am Ballungsraum Rhein-Main liegt, teils sogar darin. Welchen anderen Naturpark erreicht man schon in knapp 30 Minuten mit der U-Bahn aus dem Zentrum einer Großstadt. Das gibt es in Deutschland nur einmal. Mit dem Taunus und Frankfurt am Main.
Wir schützen, was wir lieben
Der Taunus ist als Teil des hessischen Staatswaldes ökologisch nachhaltig FSC zertifiziert. Auch das erfährt man durch Wolfgang Baumann, der seine Teilnehmer gerne die Symbiose zwischen Baum und Mensch erklärt. Dabei ist er leidenschaftlich, eindringlich, aber nicht oberlehrerhaft. Für ihn zählt das große Ganze: „Man muss die Zusammenhänge kennen, damit man weiß, was der Wald alles für uns bereithält. Dann kann ich diese Kraft nutzen und bin bereit einen Baum offen zu umarmen, um ihn liebzugewinnen.“ Das führe dann dazu, dass dem Wald als schützenswertem Lebensraum wieder mehr Beachtung geschenkt werde. Die Begeisterung für „seinen Taunus“ hat dem Naturparkführer schon eine kleine eigene Fangemeinde eingebracht, die immer wieder mit ihm in den Wald ein- und aus dem Alltag abtaucht.