Winterlicher Hüttenzauber auf dem Hoherodskopf
„Manchmal, fahre ich ganz langsam vom Hof, um die Lichtstimmung noch zu genießen", beschreibt Jürgen Carnier den Zauber rund um seine Taufsteinhütte.
Jagdhütte, Hochzeitshütte, Fass
Gerade jetzt, wenn es früh dunkel wird, tauchen Lichterglanz und Kerzenschein die Umgebung in ein ganz besonderes Wintermärchen. Auf dem zweithöchsten Berg im Vogelsberg hat der gelernte Koch seit Jahren sein Reich. Und das hat er nach und nach, Hütte um Hütte erweitert. „1993 habe ich die Taufsteinhütte übernommen und wollte eigentlich nur ein paar Jahre bleiben. Es fühlt sich auch immer noch so an, als hätte ich gerade erst angefangen“, erklärt der heute 52-Jährige. Das liegt vielleicht daran, dass Jürgen Carnier eine Hütte nicht genug war. Als er einen regionalen Anbieter für mobile Almhütten kennenlernt, formt sich das Konzept für den Ausbau auf dem Hoherodskopf. Aus „Liebe auf den ersten Blick“ - wie er es nennt - entsteht die Vulkanhütte. Auch wenn mancher sicher ein wenig alpin anmutendes Flair erkennen mag, ist für den Gastronomen der Bezug zur Region wichtig. „Wir arbeiten viel mit Altholz, wenn zum Beispiel eine Scheune irgendwo in der Nähe abgebaut wird. Es soll hier nicht eins zu eins aussehen wie in den Bergen in Bayern und Österreich, sondern seinen eigenen Charakter behalten.“
Diese Maßgabe trifft auch für die „Projekte“ zu, die der Vulkanhütte folgten: die Jagd- und die Hochzeitshütte. Mit tollem Blick auf die Landschaft des Vogelberges laden die liebevoll eingerichteten kleinen Häuschen zum Träumen und Erholen ein. Besonders beliebt sind diese romantischen Übernachtungsmöglichkeiten, die etwas abseits von der Taufsteinhütte liegen, bei Pärchen und Ruhesuchenden. Kulinarisch verwöhnt der Küchenchef seine Gäste am liebsten mit feinen Wildgerichten. Von den kleinen Hütten war es für Jürgen Carnier nur noch ein kurzer Weg zu seinen Schlummer-Weinfässern. 14 Schlaffässer - die runde Ausgabe der Hütte sozusagen - vier Sanitär- und ein Saunafass stehen für Urlauber auf dem 10.000 qm großen Grundstück parat.
1993 habe ich die Taufsteinhütte übernommen und wollte eigentlich nur ein paar Jahre bleiben. Es fühlt sich auch immer noch so an, als hätte ich gerade erst angefangen.
Jürgen Carnier
Kaminfeuer und Winter Barbecue
Als überzeugter Weinkenner und Genießer habe ihn diese Form der Übernachtung sofort überzeugt, lacht Jürgen Carnier. Eine Woche lang testet er sogar den Schlafkomfort in einem solchen Fass und war selbst überrascht: „Ich hatte Musik mit und Kerzen, um es mir gemütlich zu machen. Aber in einer wunderschönen Vollmondnacht mit dem Blick bis nach Frankfurt, die Skyline gestochen scharf, habe ich festgestellt, dass ich nichts anderes brauche.“ Ob in der Jagdhütte oder dem Baumhausfass, hier ist man dem „Draußen“ einfach näher. Jürgen Carniers nächste Idee kann man sich gerade bei den eisigen Wintertemperaturen wunderbar vorstellen: ein Hot Pot ist geplant. Ein mit Holz befeuerter Zuber inmitten der Natur. „Wenn draußen die Kälte klirrt, kann man dort im heißen entspannen - und der Dampf steigt sanft den Berg hinauf.“
Gerade für Wintersportler, die rund um den Hoherodskopf zum Beispiel ideale Langlaufbedingungen finden, bietet sich zum Aufwärmen der offene Kamin in der Taufsteinhütte an. Den ganzen Winter über sorgt das Prasseln des Feuers mitten im Gastraum für Gemütlichkeit und Romantik. Zu Jürgen Carniers Wunschvorstellung gehört natürlich auch Schnee. Für jemanden, der schon als Kind mit den Eltern jeden Januar hier die Ferien verbringen durfte, ist das ein Muss: „Die Hütten mit Schneedeckchen sind einfach wunderschön. Und dann kommt das Gefühl aus Kindertagen, dass man raus will und sich in den Schnee werfen möchte.“ Und dann gesteht Jürgen Carnier, dass er das - dank Außen-Sauna - manchmal auch tatsächlich tut. Ganz in seinem Element ist er dann auch beim Winter Barbecue im Januar. „Hier kommt alles zum Einsatz, was mit Feuer zu tun hat. Was das betrifft, bin ich total kitschig“, verrät er, „es muss rauchen und brennen.“ Dann gibt es Tafelspitz aus dem Räucherofen und Deftiges vom Rundgrill, auf dem außerdem der heiße Punsch steht. Das macht für Jürgen Carnier den Hüttenzauber aus.
Erst die Hütte, dann die Partnerin
Nur knapp 45 Minuten von Frankfurt entfernt, entführt der gebürtige Odenwälder seine Gäste in die Abgeschiedenheit seiner Hütten. Viele Ideen hat er noch und dabei begleitet ihn seit sechs Jahren seine Lebensgefährtin Tami Hillenbrand. Auch wenn sie weiß, dass die Hütte manchmal die Nummer 1 ist unter den „Frauen“ in seinem Leben. „Tami war immer an meiner Seite, als hier die wichtigsten Entscheidungen zu treffen waren. Und sie begleitet meine Ideen mit einem Teil ihres Herzens.“ Dass sie dabei auch durchaus kritisch sei, schätzt der Gastronom. Trotz aller Ausbauten und Pläne, der Taufsteinhütte ist Jürgen Carnier immer treu geblieben. „Und umgekehrt auch. Das ist mehr als ein Betrieb, jeder einzelne ist wichtig und ist wie eine Familie. Wenn Du das so lebst, spürt das der Gast.“ Die Gastronomie sei für ihn wie ein leeres Buch, das man gemeinsam Seite für Seite füllt. Und so wie es aussieht, sind für Jürgen Carnier und seinen Hüttenzauber noch einige Seiten frei.