City-Trips mit Aussicht
Diese Ausflugsziele in hessischen Großstädten garantieren eine Auszeit von urbaner Hektik!
Kaiser-Wilhelm-Turm
Dass im idyllischen Städtchen Marburg eine Menge Studenten leben, ist bekannt – dass sie sonderlich abergläubig sind, allerdings weniger. Den Kaiser-Wilhelm-Turm auf den Lahnbergen jedoch betreten die Studenten diverser Fakultäten zum ersten Mal erst nach dem erfolgreichen Bestehen des Physikums oder des Vordiploms in ihrem Studium, weil man diese Prüfungen ansonsten niemals schafft, so heißt es. Und wer will schon das Schicksal herausfordern? Möglicherweise hängt dieser Aberglaube ja mit einem Studenten namens Werner Friedrich Julius Stephan von Spiegel zusammen. Dem gehörte der gastronomisch bewirtschaftete Teil des Turms 1821. Damals ließ er dort neben einem Musikpavillon und einer Steingrotte auch einen Getränkekeller einbauen. Vermutlich hat sich der Aberglaube der Studenten dadurch entwickelt, dass die fröhlichsten Jungstudenten und -zecher die Universität einst nicht mehr allzu häufig von innen gesehen haben – aber da kann man natürlich nur spekulieren. Fakt ist, dass noch heute durstige und hungrige Gäste vom Weitblick von Spiegels – dem der Turm auch seinen volkstümlichen Namen Spiegelslustturm verdankt – profitieren: Das Turm-Café ist ob seiner abwechslungsreichen Kulturprogramme und den überwiegend regionalen Speisen weiterhin ein beliebter Treffpunkt in Marburg. Der Turm selbst, 36 Meter hoch und 1890 fertiggestellt, gilt als ein Aussichtspunkt mit wunderschönem Blick auf die Stadt Marburg. Kleiner, aber im wahrsten Sinne des Wortes „herzerwärmender“ Spaß am Rande: Der Kaiser-Wilhelm Turm freut sich seit 2007 an einer herzförmigen Lichtinstallation der Künstlerin Helmi Ohlhagen. Wer das Kunstwerk kurz zum Aufleuchten bringen will, wählt die Telefonnummer 06421 590469 – voilà! Soll das Licht gleich die ganze Nacht die Romantiker Marburgs erfreuen, kann auch das bei der Stadt Marburg gebucht werden. Kostenpunkt für das leuchtende Dauerherz: knapp 80 Euro!
Schloss Marburg
Nicht einmal 2,5 Kilometer vom Kaiser-Wilhelm-Turm entfernt thront die wohl populärste Marburger Sehenswürdigkeit majestätisch über der Altstadt: Das Marburger Schloss aus dem 11. Jahrhundert ist nicht nur wunderschön anzusehen, sondern ist als erste Residenz der Landgrafschaft Hessen auch von großem kunst- und bauhistorischem Interesse. Führungen durch das Schloss sind zwischen Mai und Oktober jeweils sonntags ab 15 Uhr buchbar: Verpassen sollte man auf keinen Fall den im Nordtrakt des weitläufigen Schlosses gelegenen gotischen Fürstensaal. Der ist immer noch im Dienst: Für besondere kulturelle oder festliche Events wird dieser ausnehmend schöne Saal gerne gebucht. Höhepunkte eines Besuchs im Marburger Schloss sind sicher auch die Kasematten, die einst als unterirdische Geschützstände zur Abwehr von potentiellen Eindringlingen errichtet wurden. Auch hier sind öffentliche Führungen möglich, jeden Samstag um 15:15 Uhr.
Neroberg Wiesbaden
Das Erlebnis beginnt bereits bei der Anreise auf den Neroberg: Der stolze Haushügel der Wiesbadener wird von den meisten seiner Besucher mit der Nerobergbahn erklommen, einer historischen, mit Wasserballast betriebenen Drahtseil-Zahnstangenbahn, die als zweitälteste solch ungewöhnlicher Bahnen in Europa gilt. Für Technik-Freaks: Das Tempo ist mit 7,3 Kilometer pro Stunde eher gemächlich, trotzdem dauert die Tour von der Talstation bis hin zu der auf 245 Meter gelegenen Bergstation nur dreieinhalb Minuten. Was diese Zahlen allerdings kaum erfassen können, ist die Schönheit solch einer – nicht gerade wilden – Fahrt: Sie führt durch eine wunderbar malerische Landschaft vorbei am Nerobergtempel und ermöglicht zahlreiche Panorama-Blicke auf die idyllischen Wälder des Naturparks Rhein-Taunus. Zum Nerobergtempel kommen wir gleich, erst aber noch ein Wort zu den grandiosen Wäldern des Naturparks: Die sind nicht nur schön anzusehen, sie bitten auch zu stundenlangen Wanderungen auf gut ausgebauten und gekennzeichneten Wegen, selbst einen Walderlebnispfad gibt es dort zu entdecken.
Der Nerobergtempel selbst ist ein schmucker weißer Monopteros, der von Parkbänken umsäumt einer der schönsten Plätze ist, um auf die Stadt Wiesbaden hinunter zu blicken. Ebenfalls reizvolle Anziehungspunkte für Besucher des Nerobergs sind das Opelbad, das nicht nur viele Wiesbadener für das schönste Freibad der Welt halten, sowie die russisch-orthodoxe Kirche – der in seiner Ausstattung kostbarste Sakralbau der Stadt Wiesbaden. Für sportlich ambitionierte Besucher hingegen ist der gut ausgestattete Kletterwald Neroberg ein beliebter Anlaufpunkt. Doch auch in gastronomischer Hinsicht überrascht der Hausberg Wiesbadens mit einem außergewöhnlichen Angebot: Im Winter lockt Martha – die Hütte mit Eisstockbahnen und Glühweinstadel, im Sommer ist es eher der Turm, der über den Dächern Wiesbadens als Biergarten und Public-Viewing-Event für Jubel, Trubel, Heiterkeit sorgt … Auch wenn es, das können wir dir versichern, auf dem Neroberg natürlich in erster Linie um Ruhe und die Begegnung mit der Natur geht – und um die Suche nach den besten Panorama-Ausblicken auf Wiesbaden.
Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel
Schon von der Innenstadt Kassels aus ist die Bedeutung des Bergparks für die Stadt zu erahnen: Majestätisch türmt sich die gewaltige Statue des Herkules auf 523 Metern Höhe über der City auf und erinnert mit wuchtiger Präsenz daran, dass sie schließlich als Wahrzeichen der Stadt gilt. Herkules ist zweifelsohne einer der Höhepunkte des Bergparks in Kassel, der in seiner Gesamtheit ganz offiziell zu den „100 wichtigsten Sehenswürdigkeiten“ in Deutschland gezählt wird. Seit 2013 ist der Bergpark sogar Weltkulturerbe der UNESCO. Neben den historisch relevanten Gebäuden wie etwa Schloss Wilhelmshöhe, in dem diverse Museen beheimatet sind, oder der mittelalterlich anmutenden Ritterburgruine Löwenburg, hängt das auch schlicht mit dem Wasser zusammen. Wasser nämlich ist ein zentrales Gestaltungselement des Bergparks. Auf den rund 2,4 Quadratkilometern des Parks befinden sich zahlreiche kleine Seen und Tümpel, dazu wunderliche Wasserfälle und Fontänen. Die sind nicht nur schön anzusehen und als Hintergrund für Instagram-Selfies bei den Besuchern des Parks sehr beliebt – sie sind unter technischem Gesichtspunkt auch ein kleines Wunderwerk: Vor mehr als 300 Jahren von Landgraf Karl angelegt, funktionieren die Wasserspiele im Park auch heute ausschließlich ohne Strom nach den Gesetzen der Schwerkraft: 750.000 Liter Wasser werden mehrmals wöchentlich in Bewegung gesetzt – ein beeindruckendes Schauspiel. Dass so ein Ort wie der Bergpark auch gastronomische Betreuung bietet, dürfte klar sein: Mit den Restaurants Alte Wache und den Herkules Terrassen buhlen gleich zwei ansprechende Lokalitäten um die zahlreichen Spaziergänger, Wanderer oder Kunstfreunde, die sich auf den idyllischen Pfaden des Bergparks eine kulinarische Erfrischung verdient haben sollten.
Park Rosenhöhe in Darmstadt
Genau unser Humor. Im nordöstlichen Teil des altehrwürdigen Parks Rosenhöhe befindet sich ein, wir zitieren: „turmartiges Gebäude“, in Darmstadt auch als „Spanischer Turm“ bekannt. Wie dieser Turm zu seinem Namen kam, ist allerdings bis heute noch ungeklärt. Genauso wenig wie man weiß, welche Funktion er eigentlich zu seiner Zeit hatte. Drei Fragezeichen kommen noch obendrauf: Wer hat ihn wann und vor allem: aus welchem Grund überhaupt erbaut? Im Grunde weiß man so gut wie nichts über den Spanischen Turm, so als ob er über Nacht plötzlich in Darmstadts bemerkenswerteste Grünanlage hinein gebeamt worden wäre. Aber zugegeben: Schmuck schaut er aus und passt somit auch vorzüglich zum liebsten Ausflugsort der Darmstädter Bürger.
Der gesamte Park Rosenhöhe steht unter Denkmalschutz. Auf seiner Kuppe befinden sich zudem einige Grabstätten des hessischen Fürstenhauses, die lange schon zur Pilgerstätte kunstgeschichtlich interessierter Bürger geworden ist. Wer sich nun aber fragt, wie der Park eigentlich zu seinem Namen gekommen ist, was es mit dem Namen der Rosenhöhe auf sich hat: Wahrzeichen und das Kernstück des Parks ist das Rosarium mit dem so genannten Rosendom. Von Mai bis November blühen an diesem ganz besonderen Ort mehr als 10.000 Rosen, insgesamt weit über 200 Sorten. Besonders markant und unbedingt noch einen zweiten Blick wert wäre noch das Löwentor am Eingang zum Park Rosenhöhe. Es wurde 1927 errichtet und mit sechs Löwenplastiken verziert, die der expressionistische Künstler Bernhard Hoetger 1914 für die vierte Ausstellung auf der Mathildenhöhe geschaffen hatte. Ob der Mann allerdings mit dem Spitznamen glücklich wäre, den seine königlichen Löwen erhalten haben? Im Volksmund nennt man sie heute die „niesenden Igel”.
Der Lohrberg in Frankfurt
"Wenn ich so auf dem Lohrberg steh un laß mei Blicke schweife, guck in die Fern und in die Näh da kann ich schon begreife, daß des in Frankfurt ganz gewiß eins von de schönste Flecke is."
Der Verfasser der vorangestellten Gedichte-Zeilen ist zwar unbekannt. Man kann aber davon ausgehen, dass er den 185 Meter hohen Lohrberg mehr als einmal bezwungen hat und damit schon eine Menge Gemeinsamkeiten mit dem gemeinen Frankfurter Sonntags-Wanderer aufweist. Der Lohr mit dem darauf angelegten Lohrpark nämlich gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen des von der Hektik Frankfurts geplagten Großstädters – ein Naherholungsgebiet mit einem großzügigen Rad- und Wanderwege-Netz. Wer nicht mit dem Kleinbus der Linie 83 anreist, sollte sich zwar auf einige steile Wege von Seckbach hinauf auf den Gipfel des Lohrbergs einstellen, wird allerdings dabei bereits mit wunderbaren Blicken auf blühende Streuobstwiesen und hübsche Kleingärten belohnt: Drei Hektar des Lohrbergs werden als Schrebergärten genutzt.
Ungewöhnlich ist sicher, dass sich auf dem Berg auch ein echter Weinhang befindet. Es ist der einzige auf Frankfurter Stadtgebiet, und er wird kaufmännisch von der Stadt Frankfurt selbst bewirtschaftet. Auf sonniger Südhanglage wächst hier ein Riesling heran, von dem pro Jahr etwa 10.000 Flaschen produziert werden. Und er soll, so hört man, recht gut sein… Wer selbst kosten möchte, wie es um die Klasse des Lohrberger Weins bestellt ist, kann ja in der Lohrberg-Schänke nach einem Gläschen verlangen. Das schmucke zweigeschossige Fachwerkhaus, in dem regionale Speisen und Getränke angeboten werden, ist das einzige feste Gebäude auf dem Lohrberg. Ansonsten bestimmt vorwiegend die grüne Natur die Kulisse dieses schönen Ortes.
Limburger Dom
So einfach ist das: Limburg kann man ohne Zweifel als überragend schöne, aus verwinkelten Gassen und feinen Fachwerkhäusern bestehende Stadt bezeichnen. Das liegt vor allem daran, dass große Teile seiner mittelalterlichen Bebauung die Kriege des letzten Jahrhunderts nahezu unversehrt überstanden haben und kein Modernisierer im falschen Moment mit einer Abrissbirne angerückt ist. Das kann heute zum Glück gar nicht mehr passieren: Der ehemals ummauerte Stadtkern zwischen St. Georg-Dom, Grabenstraße und der alten Lahnbrücke von 1315 steht als Gesamtanlage längst unter Denkmalschutz. Allein der Besuch der Altstadt Limburgs beschwört also bereits den Geist der guten alten Zeit herauf. Höhepunkt eines solchen Rundgangs durch Limburg dürfte aber in jedem Fall der Besuch des Limburger Doms sein, der hoch über der Stadt thront und wirkt, als wolle er die Stadt von dort oben beschützen. Bei einer der regelmäßig stattfindenden Führungen kann man sich mit den Schönheiten der mit rheinisch-romanischen sowie mit gotischen Stilelementen ausgestatteten Kirche vertraut machen. Besonders am Dom ist zudem, dass er über sieben Türme verfügt, wobei der Vieringsturm mit 66 Metern der höchste dieser Türme ist.