Kloster Seligenstadt
Umringt von hübschen Fachwerkhäusern der Seligenstädter Altstadt steht das Kloster wie ein kleines Schatzkästchen. Die schweren Klostermauern trennen die fast vollständig erhaltene, ehemalige Benediktinerabtei mit ihren Gärten, Wirtschaftshöfen und Werkstätten von der Stadt.
Das Kloster
Man betritt diesen Lieblingsort durch die Hauptpforte und taucht direkt ein, in das Klosterleben. Am Mühlgarten vorbei bekommt man in der Mitte beim Engelsgärtchen einen schönen Überblick über das Gelände. Museumsleiter Marcus Paschold zeigt bei Führungen besonders gern die Klosterapotheke. In vier Räumen im Erdgeschoss der "Alten Abtei", des ehemaligen Verwaltungsgebäudes des Klosters, wurde diese so originalgetreu wie möglich eingerichtet. „Nachdem die Klosterapotheke um 1800 aufgelöst wurde, bekam ein Seligenstädter das Privileg eine Stadtapotheke zu errichten. Diese Apotheke war 200 Jahre lang im Familienbesitz und so sind viele der alten Gerätschaften erhalten“, erklärt Paschold. Zum Beispiel das Pillenbrett, auf dem die Medikamente zu kleinen Tabletten gerollt wurden. Oder die Pillendose, in der die fertigen Tabletten mit Edelmetallen wie Gold überzogen wurden. Um von dem unangenehmen, medizinischen Geschmack abzulenken. „Diese Version bekamen aber nur die wohlhabenden Leute. Für die einfachen Kranken wurden die Pillen mit Kräutern ummantelt“, schmunzelt Paschold.
Vom großen Hauptraum kann man durch ein kleines Fenster in der Tür in die Apothekenoffizin werfen. Sie ist das Herzstück der Apotheke, Arbeitsstätte für den Apotheker. Für den Kunden war sie eigentlich verschlossen, doch über ein Ladenfenster erfolgte dann auch der Verkauf. Und so bekommt man ein Bild über die Herstellung der Medizin im 18. Jahrhundert. An der Wand hängt ein Krokodil, von der Decke baumelt ein Kugelfisch und in der Ecke lehnt die Säge eines Sägefisches. „Die Apotheker haben hier ihre edelsten Zutaten zur Schau gestellt. Das war wie eine Art Werbung, um die Güte ihrer Arzneien anzupreisen.“ Heute dient die Apotheke nur noch als Anschauungsobjekt. Bei verschiedensten Veranstaltungen können Besucher aber tiefer in die Materie von Medizin, Naturheilkunde und Kräuter eintauchen. Ob Gewürzworkshops oder Führungen durch den Apotheker-Garten, hier kann dann mit allen Sinnen genießen.
Die Klosterküche
Nicht weit von der Apotheke liegt die ehemalige Klosterküche. Ein mächtiger, dunkler Raum mit riesigem Rauchfang. „Hier wurden früher an die 120 Menschen versorgt. Mönche, Gesinde, Arme und Kranke“, erklärt Marcus Paschold. Die Küche ist eines der ältesten Elemente des Klosters aus dem späten 15. Jahrhundert. Es lohnt sich, sich einmal genauer umzuschauen. In einer Ecke steht eine große Tonne aus Sandstein: das Sauerkraut-Fass. Es lohnt sich, den hölzernen Deckel abzuheben und zu schnuppern. „Wir kochen hier immer noch, es gibt Kurse für etwa 15 Teilnehmer, mittelalterliche Küche und Barocke Kochkurse. Ich durfte auch schon mehrmals probieren und es war immer sehr lecker“, schwärmt der Museumsleiter. Sie ist hier fast greifbar, die Atmosphäre, wie die Menschen hier früher gearbeitet haben. Dieser mächtige Raum aus Stein bildet einen Kontrast zu den repräsentativen Gebäuden des Klosters, die sich in der Prälatur gleich an die Küche anschließen. Gegenüber der Feuerstelle gibt ein kleines hölzernes Fenster den Blick in einen ganz besonderen Raum frei. Es ist die Durchreiche zum Sommerspeisesaal der Mönche. Hier speisten die Ordensbrüder unter wunderschönen Fresken aus dem 18. Jahrhundert, die vollständig erhalten sind. Ein heller, freundlicher Ort. Eben auch ein Lieblingsort im Kloster in Seligenstadt.