Als klassische Wintersport-Region wird Hessen bislang selten wahrgenommen. Wenn es dann schneit, gibt es zwischen Rhön und Taunus erstaunlich viele und abwechslungsreiche Möglichkeiten für entspannte Skilangläuferinnen und Skilangläufer, den Winter auf den Brettern zu genießen.
Willingen
Wenn die Volksweisheit stimmt, dass zu viel Stress von zu wenig Skifahren kommt, ist man im nordöstlichen Teil des Rothaargebirges im Landkreis Waldeck-Frankenberg theoretisch stressresistent. Hier nämlich befindet sich die Gemeinde Willingen, und die bietet Skilanglauffreundinnen und Skilanglauffreunden in ihrem Einzugsgebiet 93 Kilometer Loipen auf einer Seehöhe von 580 bis 838 Metern an. Damit liegt das Sauerland-Gebiet zu den drei höchstgelegenen Langlaufgebieten in Hessen. Wer Geduld hat, wird belohnt: Meistens stellt sich üppiger Schnee erst im Februar ein, aber dafür kommt er zuverlässig: 11 Zentimeter Schnee schafft eine der drei schneesichersten Regionen im Durchschnitt immer. Unser Tip: Die „Loipe Stryck“ führt durch das herrliche Strycktal entlang der Weltcupsprungschanze zum Wendepunkt mit dem kuriosen Namen „Am Waschkump“ und zurück. Ein Genuss. Ebenfalls schön und für ambitionierte Langläuferinnen und Langläufer gedacht ist die „Alter Hagen“-Loipe mit 10,4 Kilometer Strecke im klassischen Stil.
Vogelsberg
Hier geht’s auch später am Tag los mit dem Langlaufen, wenn es beliebt: Spätlangläuferinnen und Spätlangläufer können sich am Hoherodskopf auf einer immerhin 1,2 Kilometer langen Flutlichtloipe austoben – was ausdrücklich nicht nur klassischen Skilangläufern, sondern auch Skaterinnen und Skatern erlaubt ist. Ansonsten findet sich im Naturpark Vogelspark ein gespurtes Loipennetz von rund 50 Kilometern mit einer abwechslungsreichen Streckenführung. Gleiten und staunen ist hier die Losung, wobei Anfängerinnen und Anfängern wie weit fortgeschrittene Ski-Artistinnen sowie Artisten hier zu gleichen Teilen auf ihre Kosten kommen. Auch das Langlaufgebiet Vogelsberg gehört mit 762 Metern Höhe zu den schneesichersten Ecken in Hessen: Im Februar liegen durchschnittlich 25 Zentimeter Schnee auf und um den Vogelsberg. Und wenn´s mal zu anstrengend wird: In der „Taufsteinhütte“ auf 720 Metern Höhe wartet ein idyllisches Restaurant auf fröhliche Gäste, die die Kerzenschein-Atmosphäre und den offenen Kamin zu schätzen wissen.
Odenwald
Der Odenwald ist mit 26 Loipen, die regelmäßig gespurt werden, Skilanglauf-Region. Ein wunderschönes Skilanglauf-Gebiet inmitten des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald ist die „Sensbacher Höhe“: Auf ihrem Bergrücken warten gleich zwei Loipen auf Sportlerinnen und Sportler, die sich in herrlicher Landschaft in der Natur bewegen wollen und neben der Entschleunigung auch die eigene Fitness im Hinterkopf haben. Die Nördliche Loipe auf 500 Höhenmetern, die inklusive der Höhfeld-Schleife sieben Kilometer lang ist (ohne Schleife bleibt es bei 4,5 Kilometern) dürfte Langlaufanfängerinnen und Langlaufanfängern keine Probleme bereiten, was auch für die nur 3,5 Kilometer lange Südliche Loipe auf 480 Metern Höhe gilt, beide Loipen werden als „leicht“ eingestuft und gehören zu den schönsten und am höchsten gelegenen im Odenwald. Wer neben all seinen sportlichen Aktivitäten noch einen besonderen Abstecher plant, für den haben wir noch eine pikante, aber sicher auch recht ungewöhnliche Empfehlung: den Beerfelder Galgen in Oberzent/Beerfelden. Es ist der einzige, noch vollständig erhaltene Galgen in Deutschland...
Biedenkopf-Sackpfeife
Dass der Name dieses Skigebiets womöglich auf ein exotisches Musikinstrument hinweist, führt – allerdings auf unterhaltsame Art – in die Irre. Einheimische wissen, dass die Sackpfeife stattdessen ein 673 Meter hoher Berg im Rothaargebirge ist, dessen Skigebiet genau an der Grenze zwischen den Kreisen Waldeck-Frankenberg und Marburg-Biedenkopf verläuft. Geboten werden Skilangläuferinnen und Skilangläufern im Freizeitzentrum Sackpfeife zwei Langlaufloipen mit einer Länge von sechs und zehn Kilometern, der höchste Punkt des Gebietes befindet sich auf 630 Metern. Kurze Anmerkung für Skiwanderinnen und Skiwanderer, die hin und wieder auch etwas Pfeffer auf der Piste mögen: Die 10 Kilometer lange Loipe verlässt das Sackpfeifenplateau an einer Stelle und baut – hui! – eine kleine Abfahrt mit ein. Abseits der Pisten bietet die Sackpfeife auch einige der schönsten Ausblicke der gesamten Region: Der Rundblick von der Plattform des Aussichtsturmes reicht über die Höhenzüge des Schiefergebirges , das Marburger Bergland und an klaren Tagen sogar bis zum Taunus.
Simmelsberg
Der Simmelsberg ist ein Berg… na sagen wir… eine Erhebung im Naturpark Hessische Rhön und liegt nahe an der bayerischen Grenze. Immerhin noch 34 Kilometer Loipen stehen am Simmelsberg bei Rodenbach im hessischen Landkreis Fulda zur Verfügung. Sie sind eher als „leichte Loipen“ einzustufen und somit perfekt für Menschen, die es vorziehen, beim Langlaufen eher auf Naturerlebnis und Entschleunigung zu setzen und weniger auf Tempo. Die wunderschöne Landschaft der Rhön dürfte in dieser Hinsicht ebenfalls keine Wünsche offen lassen – und wenn es doch mal einen Nachmittag turbulent werden soll, dann wartet eine 150 Meter lange Rodelbahn auf Gäste. Noch ein Tip für kulinarische Genießerinnen und Genießer: In der Winterzeit lädt die – übrigens sehr schöne – Berghütte Simmelsberg zum Gänseessen mit Klößen, Bratapfel und Rotkohl ein. Aber Achtung: Unbedingt vorbestellen, sonst wird’s nix mit der fetten Gans!
Rotes Moor
Die wohl bekanntesten Langlaufloipen der Rhön befinden sich am Loipenzentrum Rotes Moor. Zur geographischen Bestimmung: Startpunkt der Loipe ist der Parkplatz Moordorf an der Bundesstraße 278 zwischen Bischofsheim und Ehrenberg-Wüstensachsen. Die Loipen am Roten Moor bestehen aus fünf Rundkursen unterschiedlicher Länge. Wer´s ganz genau wissen will: Sie sind 2,7, 5,1, 5,8, 9,7 und 10 Kilometer lang – da dürfte für Sportlerinnen und Sportler aller Ansprüche und Talente etwas dabei sein. Und falls sich jemand fragt, wie das Skilanglaufgebiet „Rotes Moor“ zu seinem Namen kam: Es ist tatsächlich ein Hochmoor in der Hessischen Rhön und Teil eines Naturschutzgebietes im Biosphärenreservat auf erstaunlichen 50 Hektar Gesamtfläche. Eine Besonderheit noch: Die rund sechs Kilometer lange Rundloipe B 10 verläuft idyllisch ausschließlich durch Waldgebiet und verbindet das bayerische mit dem hessischen Loipennetz. Selbstredend empfehlen wir auch hier ein gastronomisches Highlight: Im Nabu-Haus am Roten Moor werden original Rhöner Speisen gereicht wie zum Beispiel die Rhöner Lammbratwurst oder die Rhöner Spinat-Spatzeklöß.