Wandern ist bekanntlich der Weg in die Freiheit – und eine Wanderung in der sonnigen Kälte einer Winterlandschaft bringt neben der Freiheit auch noch die Schönheit ins Spiel. Fünf Vorschläge für wunderbare Wanderungen in Hessen.
Winterwelt Willingen
Ob Skifahrerinnen und Skifahrer, Rodlerinnen und Rodler oder entspannte Wandererinnen und Wanderer: Die Region um Willingen herum ist im Winter ein beliebter Anlaufpunkt für Naturfreundinnen und Naturfreunde aller Farben. Wir empfehlen vor allem Letzteren eine Wanderung auf den Ettelsberg – vorausgesetzt es liegt Schnee. Beim Ettelsberg in der Nähe von Willingen handelt es sich um einen 837 Meter hohen Berg im Rothaargebirge, bekannt einerseits für sein ausgebautes Skigebiet, zum anderen aber auch durch sein Naturschutzgebiet Hochheide. Im Sommer zeigt sich die Hochheide als violett-grünes Blütenmeer, im Winter als Zauberwald mit irren Schneeskulpuren und Baumarmeen aus glitzerndem Frost. Bei unserer empfohlenen Wanderung führt der gut ausgeschilderte Weg vom Stryck hinauf auf den Ettelsberg, zurück geht’s über das so genannte Paradies zum Ausgangspunkt Stryck, einem Ortsteil Willingens. Interessanter Halt auf der Strecke ist die Mühlenkopfschanze, die 1950 gebaut und in dieser Zeit die viertgrößte Skischanze auf der ganzen Welt gewesen ist. Bester Aussichtspunkt: Der 59 Meter hohe Hochheideturm nahe dem Berggipfel mit einer verglasten Aussichtsplattform.
Usseln und die Diemelquelle
Gehen ist die beste Medizin des Menschen, das wusste schon Hippokrates. In einem heilklimatischen Kur- und Wintersportort wie dem hessischen Usseln werden derartige Weisheiten selbstverständlich ins Kur-Programm seiner Gäste mit aufgenommen: Wer also gesund werden und sich dabei nicht quälen, sondern seine Kur genießen will, sollte die fantastischen Aussichten im Diemeltal und dem wilden Naturschutzgebiet des Flusses Itter im Rahmen einer Wanderung erleben. Der Startpunkt dieser Wanderung ist der Skilift in Usseln (die Schneeoberfläche wird bei Bedarf komplett gepresst, um einen komfortablen und sicheren Schritt zu gewährleisten). Hier geht’s über den Uplandsteig hinein ins Diemeltal bis zur malerischen Diemelquelle. Von dort aus geht’s weiter auf dem Fernwanderweg Sauerland-Höhenflug in Richtung Küstelberg, wo zwischen den Berggipfeln Auf´m Knoll und Krutenberg ein spektakulärer Blick in die Medebacher Bucht ansteht – im Sommer auch erkennbar als europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Schlusspunkt dieser malerischen Wanderung ist das Naturschutzgebiet Alter Hagen. Die Länge der Wanderung wird mit 10 Kilometer angegeben – gerade recht, ums schon nicht mehr Spaziergang und noch nicht Marsch nennen zu dürfen.
Taunus Altkönig
Wer die idyllische Winterwanderung auf den Altkönig – den dritthöchsten Berg im Taunus – machen möchte, sollte ein paar Sachen mit auf den Weg nehmen. Trittfeste Schuhe natürlich, aber auch die Gewissheit, dass Treppen und Stiegen in den frostigen Wintermonaten tückisch sein können, vor allem in den wenigen steilen Stücken der Strecke. Davon abgesehen schadet es auch nicht zu wissen, dass der Altkönig sich keineswegs nach einem verblichenen Monarchen genannt hat, sondern sich vermutlich auf das keltische Wort „alkin“ (Höhe) bezieht. Und: Der Altkönig ist mit seinen 798,20 Metern zwar nicht der höchste, aber nach Ansicht von Bergkennern der schönste Taunusgipfel. Die Wanderung hinauf ist mit 10,5 Kilometern und 500 Höhenmetern vom Startpunkt Hohemark aus auch gut machbar für Wanderinnen und Wanderer, die nicht jede Woche in den Bergen herumkraxeln. Einer der Höhepunkte der Tour ist sicher der Blick auf die „Weiße Mauer“, einem beeindruckenden Felsenmeer aus Taunusquarzit, der wiederum aus verfestigtem Sandstein besteht. Die Wanderung endet in Kronberg, von wo aus man mit der S-Bahn leicht an seinen Ausgangspunkt zurückkommt - oder noch eine Führung in der Burg Kronberg mitnimmt, je nach Gusto und Energie.
Wiesbaden Fasanerie - Schläferskopf
Wer sagt denn, dass eine schicke Winter-Wanderung nicht auch mal einen städtischen Charakter haben darf. Die 10 Kilometer lange Wanderung von der Wiesbadener Fasanerie bis hin zum Kaiser-Wilhelm-Turm auf dem Schläferskopf beginnt urban und endet mit herrlichen Panorama-Blicken über den Taunus – eine Win-Win-Wanderung wenn man so will. Tricky ist bei dieser Wanderung allerdings, dass man möglicherweise an seinem Startpunkt bereits eine Menge Zeit vertrödelt: die Wiesbadener Fasanerie ist ein reizvoller Tier- und Pflanzenpark mit über 50 Tierarten. Da ist schon pädagogisches Geschick gefragt, wenn die kleineren Familienmitglieder lieber bei Bären, Wölfen und Goldfasan vorstellig werden wollen, während die Menschen über 30 schon mit den Hufen respektive Wanderschuhen scharren. Der zu bewältigende Höhenunterschied bei dieser Wanderung ist mit 261 Metern gut machbar, passiert wird unterwegs noch die „Eiserne Hand“, eine Station der Aartalbahn, bevor der Kaiser-Wilhelm-Turm auf dem Schläferskopf erreicht wird. Der wiederum bietet nicht nur die Möglichkeit für Rundum-Blicke über den Taunus, sondern ist selbst sehenswert: Er erinnert an einen mittelalterlichen Bergfried.
Von der Altenburg zur Burg Falkenstein
Was das romantische Leben auf Burgen angeht, müssen wir Dich trotz der klingenden Namen enttäuschen: Die etwa neun Kilometer lange Rundwanderung von der vorgeschichtlichen germanischen Burganlage auf dem Berg Altenburg bis zur Burgruine Falkenstein birgt zwar ein idyllisches Netz an Pfaden, Wegen und kleinen Sträßchen mitten im hessischen Schwalm-Eder-Kreis, doch von wehrbereiten Burgen und Schlössern ist hier weit und breit nichts zu sehen. Dafür ist die Wanderung von einem gewissen historischen Interesse, denn es gibt alte Ringwallanlagen und Tongruben gleich beim Start der Tour zu sehen, der historischen Siedlungsanlage am Wanderparkplatz Altenburg. Auf der Wanderung hinauf zum Berg Altenburg wird auch im Winter sichtbar, dass es hier früher einmal vulkanische Aktivitäten gegeben hat: die beeindruckenden Basaltfelsen zeugen davon. Angekommen an der Burgruine Falkenstein ist es möglich, für den Rückweg zum Parkplatz eine andere Strecke über das Waldstück Pfaffengrund zu nehmen – gerade im Winter ob seiner zauberhaften Schneebaum-Skulpturen eine Freude für die ganze Familie.