Dürfen wir vorstellen: Das ist Gießen
Mitten in Hessen liegt die Universitätsstadt Gießen. Ein großer Teil der rund 89.000 Einwohner sind Studierende, was Gießen zu Hessens Stadt mit der jüngsten Bevölkerung macht. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl gibt es dort so viele Studenten wie in keiner anderen Stadt in Deutschland. Die 400 Jahre alte Justus-Liebig-Universität war schon von jeher ein bedeutendes Zentrum für Wissenschaft und Forschung. Dazu gesellen sich andere Lehr- und Forschungseinrichtungen, wie die Technische Hochschule Mittelhessen oder die Freie Theologische Hochschule. Wie in jeder Universitätsstadt freuen sich Nachteulen über eine lebendige Kneipenszene.
Überhaupt ist in Gießen einiges geboten: ob gediegener Opernabend im traditionsreichen Stadttheater, modernes Tanztheater auf der kleinen Studiobühne, Lesungen im Literarischen Zentrum, oder Live-Musik in den Clubs und Kneipen der Stadt - das Angebot ist groß und vielfältig.
Nicht zuletzt wegen der vielen internationalen Studenten ist Gießen ein Ort kultureller Vielfalt. Auch die Museumslandschaft hält spannende Einblicke für Wissenschaftsbegeisterte wie auch Kulturinteressierte bereit und lässt auerdem die Herzen von Gießkannenliebhabern höher schlagen. Ganz richtig, im Gießkannenmuseum können unterschiedlichste Exponate des Gartenhelfers bestaunt werden.
5 Dinge, die man in Gießen nicht verpassen sollte
Mathematikum
Beim Wort Mathematik denken viele zuerst an Kopfzerbrechen in der Schulzeit. Dabei kann Mathe richtig Spaß machen! Den Beweis bringt ein Besuch im Mathematikum, das übrigens das erste Mathematische Mitmach-Museum der Welt ist. Fast 200 Exponate stellt das Mathematikum in der Gießener Innenstadt aus und entführt damit Besucher egal welchen Alters in die Welt der Mathematik. Wie Du aus dem Geraden etwas Rundes formst? Was Musik mit Mathematik zu tun hat? Und warum die kürzeste Strecke nicht immer die schnellste ist? Nicht nur Mathe-Überfliegern geht bei den vielen interaktiven Experimenten ein Licht auf. Publikumsliebling ist die Riesenseifenhaut: Wer für wenige Sekunden inmitten der glitzernden Riesenblase steht, muss die Minimalfläche nicht wie in der Schule berechnen, sondern kann sie tatsächlich sehen.
Liebig-Museum
Gerade einmal 21 Jahre war Justus Liebig, als er 1824 zum Professor der Chemie ernannt wurde. In den Jahren danach hat Liebig, einer der bedeutendsten Chemiker Deutschlands, an der Universität Gießen gewirkt und unterrichtet. Im Liebig-Museum, das sich im historischen Labor des berühmten Chemikers befindet, sind die Hörsäle erhalten geblieben. Das Besondere: Sie sehen fast genau so aus wie im 19. Jahrhundert! Auch heute werden dort chemische Versuche durchgeführt – allerdings nicht vor Studenten, sondern vor den Augen der Museumsbesucher. Fast schon magisch sieht es aus, wenn sich Flammen grün färben. Wer in den Reihen des Laboratoriums sitzt, hört und sieht es knallen, rauchen und brennen. Das passt, denn es war Liebig, der den experimentellen Unterricht erfand – eine Unterrichtsweise, die schon bald weltweit angewandt wurde. Der Originalhörsaal, in dem die Museumsbesucher während den Experimental-Vorlesungen sitzen, war dann auch der erste chemische Hörsaal weltweit. Neben den Experimental-Vorlesungen werden auch Führungen durch das historische Gebäude angeboten.
Oberhessisches Museum
An manchen Tagen gibt es nichts Schöneres, als stundenlang durchs Museum zu schlendern. Das geht prima im Oberhessischen Museum, das sich gleich über drei Gebäude in der Innenstadt Gießens erstreckt. Im Alten Schloss warten eine Gemäldegalerie sowie Ausstellungsräume für Porzellan, Skulpturen und Film. Wechselnde Ausstellungen widmen sich auch namhaften Künstlern, die in Gießen gelebt und gewirkt haben – wie zum Beispiel dem Maler und Bühnenbildner Hein Heckroth, der es sogar bis nach Hollywood geschafft hat, wo er mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Wie die Menschen in Gießen in den letzten Jahrhunderten gelebt haben und warum es in den 80er-Jahren dort zu Protesten kam? Dies and vieles andere zur Stadtgeschichte und Volkskunde erfährst Du im Leib'schen Haus, übrigens eines der ältesten Fachwerkhäuser Hessens. Wer wissen möchte, was die Welt im Inneren zusammenhält, begibt sich ins Wallenfels'sche Haus, in dem die Erd- und Menschheitsgeschichte im Fokus steht. Natürlich können alle Ausstellungsräume des Oberhessischen Museums auf eigene Faust erkundet werden. Oder Du nimmst an einer Führung teil und durchwandert die Räume gemeinsam mit Kunsthistorikern, Archäologen und Ethnologen.
Stadttheater
Vor über 100 Jahren haben Bürger es ins Leben gerufen; seitdem ist es fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Gießen: Das Stadttheater, an dessen Eingang die Worte "Ein Denkmal bürgerlichen Gemeinsinns" immer noch an die Bürgerinitiative erinnern. Theaterklassiker wie Goethe, Kleist und Schiller stehen ebenso auf dem Spielplan wie Uraufführungen moderner Schauspiele und Inszenierungen bekannter Musicals. Musikliebhaber lauschen den Klängen von Sinfonie- und Kammerkonzerten oder verdrücken bei den herzzerreißenden Arien bekannter Opern schon mal die ein oder andere Träne. Und auch jüngeres Publikum kann sich vom Kinder- und Jugendtheater in andere Welten versetzen lassen. Warum Gregor Samsa in Kafkas Die Verwandlung sich über Nacht in einen Käfer verwandelt? Auf diese und andere Fragen rund um die Produktionen laden die Diskussionsrunden, Vorträge und Lesungen im Jugendstil-Foyer ein.
Botanischer Garten
Seit mehr als 400 Jahren wird hier gegärtnert und geforscht – im Botanischen Garten der Justus-Liebig-Universität, der einst als kleines Heilpflanzengärtchen am Schlossturm angelegt wurde. Sein Standort ist unverändert, und so ist er Deutschlands ältester botanischer Universitätsgarten, der sich noch an seinem Ursprungsort befindet. Mehr als 7.000 verschiedene Pflanzensorten wachsen in dem schönen Fleckchen Grün inmitten der Stadt. Wer so bunt ist, zieht natürlich nicht nur Studenten und Forscher der Biologie und Botanik an. In den Sommermonaten ist der Botanische Garten ein beliebter Ort für alle, die sich eine kurze Auszeit vom Stadtleben gönnen möchten. Platz für einsame Spaziergänge jedenfalls gibt es genug, denn mittlerweile ist das kleine Schlossturmgärtchen circa 3 Hektar groß geworden. Geöffnet ist der Botanische Garten von Ende März bis Ende Oktober und der Eintritt ist gratis.