Der Sprudelhof - Jugendstil in Bad Nauheim
Wenn Gabriele Freyer den Sprudelhof in Bad Nauheim betritt, kommt sie aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: Es ist dieses ganz besonders schöne Ambiente. Das war ja auch die Absicht des Jugendstils, allen einen Zugang zum Schönen zu geben.“ Außerdem schätzt die Gästeführerin die Ruhe in diesem Gesamtkunstwerk, das in seinen Grundlinien an eine barocke Schloss- und Klosteranlage erinnert. „Der Sprudelhof ist die größte geschlossene Jugendstilanlage Europas, zwischen 1905 und 1911 erbaut und gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen dieser Kunstrichtung“, erklärt sie ihren Zuhörern nicht ohne Stolz. Jugendstilelemente finden sich in unserem Lieblingsort in der Gestaltung der Fassaden, Lampen, Balkongeländer, Türen und Fenster. Die opulenten Ornamente, für die die Kunstform berühmt ist, weisen auf das Wasser mit Pflanzen, Tieren und Fabelwesen hin. Schließlich ist das (Heil-) Wasser für Bad Nauheim von großer Bedeutung. „Hier wurden vor allem Herzleiden und Rheuma behandelt. Sechs Badehäuser mit ihren Wannen für heilsame Bäder und deren reich verzierte Wartesäle und Innenhöfe zeigen die ganze Pracht des Jugendstils.
Trinken und Gurgeln für die Gesundheit
Gabriele Freyers Rundgang schließt auch die Trinkkuranlage mit ihrem Quellenausschank ein. „Das Wasser schmeckt wie Hering mit Lakritzen“, schrieb einmal Erich Kästner über die Bad Nauheimer Trinkquellen. Wer davon einen eigenen Eindruck gewinnen möchte, probiert die drei Heilwasser am besten selbst. Im Inneren beeindruckt der achteckige, vergoldete Quellenausschank. „Wie ein Schmuckkästchen, das Ambiente hat etwas Sakrales“, beschreibt Freyer diesen Raum, „man spürt, welch hohen Stellenwert die Gesundheit hat.“ Zusätzlich zur Trinkkur gab es hier früher noch Gurgelräume, natürlich für Frauen und Männer getrennt, für die Verbesserung der Atemwege. Auch draußen ist die Trinkkuranlage ein Besuch wert. Man spürt, wie die feine Gesellschaft lustwandelte unter den Arkaden. Zentraler Blickfang ist die Orchestermuschel mit dem großen Wasserbecken davor. „Hier hat das Kurorchester gespielt und damit nicht alle Zuhörer direkt davor standen, hat man dieses Wasserbecken errichtet“, weiß Gabriele Freyer lachend zu berichten. Außerdem habe das Wasser die Musik über den ganzen Innenhof „getragen“, ein einmaliges (Hör-)Erlebnis.